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Quo Vadis Beschaffungsmanagement - Einkauf und Logistik im Spagat zwischen „Schwarzen Schwänen“ und regulatorischen Staatseingriffen

Die gesellschaftspolitischen, geopolitischen, ökonomischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für Entscheidungsträger in Institutionen des Gesundheitswesens haben sich in den letzten Jahren erheblich verändert.

So hat der Gesetz- und Verordnungsgeber eine Reihe von regulierenden Eingriffen in beschaffungsrelevanten Bereichen des Gesundheitswesens durchgeführt: Sachkosten-Übervergütungsregelung, Abwertung mengenanfälliger Fallpauschalen, Medical Device Regulation, Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und Krankenhauszukunftsgesetz stehen hier stellvertretend.

Andererseits prägen drei extreme Ereignisse und Entwicklungen (sogenannte „Schwarze Schwan Phänomene“) die aktuelle Situation im Beschaffungsmanagement der Krankenhäuser: die Corona-Pandemie, der Klimawandel und die Ukraine-Krise.

Die eine große Herausforderung des Beschaffungsmanagements der Krankenhäuser für die nächsten Jahre besteht darin, einerseits Lieferketten resilienter zu gestalten, um Lieferabrisse und Versorgungsengpässe zu vermeiden. Dabei ist klar, dass die Abkehr von dem bisherigen, über viele Jahre praktizierten betriebswirtschaftlichen Prinzip der „Economies of Scale“ in Verbindung mit einer preisorientierten Einkaufstrategie zugunsten eines wertorientierten Entscheidungsansatzes (Value-Based Health Care), der die Kriterien Patienten-Outcome, Liefersicherheit und geo-politische Stabilität als primäre Entscheidungskriterien bei der Auswahl von Medizinprodukten präferiert, mit höheren Kosten verbunden sein wird.

 

Das bisher erfolgreich praktizierte Geschäftsmodell der internationalen Arbeitsteilung mit der deutschen Rolle als Exportweltmeister ist in einer geopolitisch unsicheren Welt nicht mehr alleinig erfolgversprechend. Wesentliche Wertschöpfungsanteile an internationalen Lieferketten werden aus Sicherheitsgründen zurückverlagert werden müssen, auch wenn dies allen ökonomischen Grundregeln einer globalen Arbeitsteilung widerspricht. Dies gilt insbesondere für eine Reihe systemkritischer Medizinprodukte und Arzneimittel. Um die Abhängigkeit von Rohstoffen zu vermindern sind der Umstieg auf Ersatztechnologien und die Erschließung neuer Bezugsquellen mögliche Optionen.

 

Die andere nicht minder große Herausforderung für das Beschaffungsmanage-ment erwächst aus den Verpflichtungen, die die politischen Entscheidungsträger im Hinblick auf die Erreichung ergeiziger Nachhaltigkeitsziele ausgerufen haben. Ressourcen schonender Einkauf, CO2-arme Logistik und klimafreundlicher Produktverbrauch werden die Beschaffungsmanager fordern. Schließlich ist der Gesundheitssektor mit einem jährlichen Ausstoß von zirka 58 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten für etwa 5,2% der deutschen Treibhausemissionen ursächlich. Dabei sind Krankenhäuser als wesentliche CO2-Emitenten identifiziert und von daher verpflichtet, wirksame Beiträge zu den Klimazielen der EU zu erbringen.

 

Viele Entscheidungsträger in Einkauf und Logistik sind unsicher im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Neben zunehmenden pandemischen Phänomenen, Klimawandel und Migrationsdruck sorgen geostrategische Konfrontationen zwischen China, Russland und Indien auf der einen Seite sowie USA, Europa und Australien auf der anderen für Unruhe.

 

Vor diesem Hintergrund müssen sich die Entscheider im Beschaffungsmanage-ment der Krankenhäuser, der Medizinindustrie, des Medizinhandels und der Einkaufsgemeinschaften auf ungewohnte Herausforderungen einstellen. Regulatorische Eingriffe des Staates, Fachkräftemangel, Lieferabrisse bei Medikamenten und Medizinprodukten in Verbindung mit einer zunehmenden Anfälligkeit globaler Lieferketten treffen auf eine Digitalisierungslücke, eine marode Verkehrsinfrastruktur und ein unterfinanziertes Gesundheitssystem.

 

Schrittweise kommt die bittere Erkenntnis, dass Deutschland alles andere ist als ein reiches Land, sondern eher einer Ansammlung von Dauerbaustellen gleicht, die akut und perspektivisch die Wirtschaftskraft, den Wohlstand und letztlich die gesellschaftliche Stabilität gefährden.

 

Alle diese Herausforderungen und Perspektiven werden auf dem 13. Beschaffungskongress der Krankenhäuser unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff im Dialog zwischen Einkaufs- und Logistikexperten aus Krankenhäusern, Vertretern der Medizinindustrie und von Einkaufsgemein-schaften sowie wissenschaftlichen Fachexperten mit dem Ziel der Formulierung eines konkreten Aktionsplans diskutiert.



Wertorientierter Einkauf durch strategische Partnerschaft

Erfahrungen, Erwartungen und Chancen einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit im Beschaffungsmanagement rückt die Podiumsdiskussion „Resilienz von Lieferketten durch Kooperation“ am 17. Mai 2023 auf der med.Logistica in den Mittelpunkt. Unter der Moderation von Univ.-Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff werden Lehren aus der Corona-Krise und den gegenwärtigen Lieferengpässen gezogen.

 

Die vollständigen Artikel sind unter den nachfolgenden Links zu finden:

https://www.medlogistica.de/de/news/wertorientierter-einkauf-durch-strategische-partnerschaft

 

https://www.klinik-einkauf.de/aktuelles/beschaffung/detail/lieferketten-staerken-aber-wie-42746



Digital Health in Arzneimittelversorgung und Medizintechnik

Das Digital-Forum des BMC-Jahreskongresses (19./20.05.2022, Berlin) beschäftigt sich u.a. mit unerwünschten Arzneimittelreaktionen, die häufig mit Polypharmazie und zunehmender Multimorbidität in Verbindung stehen.

 

Der Vortrag von Prof. von Eiff im Rahmen dieser Veranstaltung folgt dem Thema „Digitale patientenorientierte Arzneimittel-Logistik: Erhöhung der Patientensicherheit und Entlastung des Personals“.

Weitere Informationen erhalten Sie hier

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Closed Loop_vonEiff_dasKrankenhaus 06_20
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Nachruf

Unser langjähriger Kollege und Freund Wilhelm Schleibach ist nach schwerer Krankheit am 17. April 2021 in London verstorben.

 

Mit ihm verlieren wir einen fachlich versierten, international erfahrenen Gesundheitsexperten, einen großartigen Menschen und echten Freund.

Seine Offenheit, seine direkte Art, seine Loyalität und seine Empathie werden wir vermissen.

Wir sind stolz und dankbar dafür, dass wir mit ihm einen Teil des Weges gemeinsam haben gehen dürfen.

 

Wir verlieren einen lieben Menschen, dem wir ein ehrendes Andenken bewahren.